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Pollen - Der Blütenstaub

Pollen ist der wissenschaftliche Name für den meist gelben Blütenstaub. Der Pollen wird vom männlichen Teil der Blüte gebildet. Ein Pollenkorn ist eine männliche Geschlechtszelle. Sie verbindet sich mit einer weiblichen Eizelle im Fruchtknoten. Daraus entsteht dann ein Samen. Und aus dem Samen kann eine neue Pflanze wachsen.

Pollen sind artspezifisch. Das bedeutet, dass Pollen unterschiedlicher Arten unterschiedlich aussehen. Und nur der passende Pollen kann eine Blume bestäuben.

Einen einzelnen Pollen nennt man Pollenkorn. Pollenkörner sind meist zwischen 10 und 100 Mikrometer groß, mit einem Mikroskop sind sie gut sicht- und unterscheidbar.

Inhaltsverzeichnis:

Aufbau einer Blüte

Hier siehst du am Beispiel einer Schlehenblüte, wie eine Blüte aufgebaut ist.

Aufbau einer Blüte am Besipiel der Schlehe.
Aufbau einer Blüte am Beispiel einer Schlehenblüte.

Auf dem Stiel sitzt der Blütenboden. Am Rand des Blütenbodens sitzen die äußeren Kelchblätter und die Blütenblätter. Ist die Blüte noch in einer Knospe verschlossen, schützen die Kelchblätter die Blüte. Die inneren Blütenblätter sind meist bunt und sollen Insekten anlocken.

In der Mitte des Blütenbodens sitzt der weibliche Teil der Blüte: der Stempel. Er besteht aus Fruchtknoten, Griffel und Narbe. Im Fruchtknoten befinden sich die Eizellen. Aus ihnen entwickeln sich nach der Befruchtung die Samen. Aus der Fruchtknotenhülle entwickelt sich die Frucht. Die Narbe zeigt aus der Blüte heraus. Dort wird der Pollen platziert. Der Pollen bildet dann einen Pollenschlauch. Dieser wächst durch den Griffel in den Fruchtknoten. Im Fruchtknoten findet die eigentliche Befruchtung statt.

Das Staubblatt ist der männliche Teil der Blüte. Er besteht aus dem Staubfaden, an dessen Ende sich der Staubbeutel befindet. Im Staubbeutel reifen die Pollenkörner heran.

Nektar wird in speziellen Drüsen gebildet. Je nach Pflanzenart befinden sich diese an unterschiedlichen Stellen des Blütenbodens.

Wie funktioniert die Bestäubung?

Wie kommt der Pollen von einer Blüte zu einer anderen Blüte? Dafür hat die Natur drei Arten entwickelt: Bestäubung durch Insekten, Bestäubung durch Wind und Selbstbestäubung.

Bestäubung durch Insekten

Diese Pflanzen haben auffallend bunte duftende Blüten. Damit locken sie Insekten an. Die Blüte produziert neben Pollen auch Nektar. Nektar dient Insekten (wie z.B. Bienen, Hummeln oder Schwebfliegen) neben Pollen auch als Nahrung. Bienen und Hummeln füttern mit Pollen und Nektar auch ihren Nachwuchs.

Die Biene krabbelt in die Blüte um an den Nektar zu kommen und berührt nebenbei die Staubblätter. Die Pollenkörner sind stachelig und klebrig. So bleiben sie gut an den Haaren der Biene haften und werden von ihr weitergetragen. Fliegt die Biene zur nächsten Blüte, bleibt etwas Pollen an der Narbe hängen. Der Pollen kann dann die Blüte bestäuben.

Das Aussehen der Pollen ist von Art zu Art unterschiedlich (artspezifisch). Das ist wichtig, da nur das passende Pollenkorn von der Narbe aufgenommen werden und die Blüte bestäuben kann. Das kannst du dir wie einen Schlüssel vorstellen, der nur in ein bestimmtes Loch passt. Eine Biene fliegt am Tag nur eine bestimmte Pflanzenart an, z.B. an einem Tag nur Gänseblümchen oder nur Rosen. Hat sie sich für eine Art entschieden, bleibt sie dabei.

Bestäubung durch Wind

Die Pflanzen sind nicht auf Insekten angewiesen. Der Wind übernimmt die Bestäubung. Zu diesen Pflanzen gehören Gräser, die Brennnessel und viele Bäume (alle Nadelbäume, Birke, Buche, Eiche). Die Pflanzen müssen nicht mit aufwendigen Blüten Insekten anlocken. Ihre Blüten sind meistens unscheinbar. Du kannst bei Bäumen oft die männlichen Blüten erkennen. Man nennt sie Kätzchen. Die weiblichen Blüten sind viel kleiner und unauffällig. Auf dem Foto siehst du eine kleine Knospe. Aus der Knospe ragen die roten Narben heraus. Das ist die weibliche Blüte.

Bei leichtem Wind fliegen bereits viele Pollenkörner durch die Luft. Die Pollenkörner sind glatt und leicht. Viele Arten besitzen eine Art Luftkissen. Damit können sie besser vom Wind verweht werden. Die Pflanzen bilden eine sehr große Anzahl Pollen. Bei Haselnuss sind das zum Beispiel ca. 2 Millionen Pollenkörner pro Kätzchen. Pollenallergiker reagieren auf fliegende Pollen mit Heuschnupfen.

Haselnussblüten: Die männlichen Kätzen und die weibliche Blüte, erkennbar an den roten Narben, die aus der Knospe herausragen.
Haselnuss: Die männlichen Kätzchen und die weibliche Blüte, erkennbar an den roten Narben, die aus der Knospe herausragen.

Selbstbestäubung

Die Blüte wird von ihrem eigenen Pollen bestäubt. Das ist sinnvoll, wenn die Pflanze nicht genug Möglichkeiten zur Bestäubung durch Insekten hat. Bei uns kann das im Frühjahr der Fall sein. Die meisten Pflanzen sind keine reinen Selbstbestäuber. Sie lassen sich auch durch Insekten bestäuben. Zu diesen Pflanzen zählt das Schneeglöckchen.

Eine eigene Pollensammlung - Der Abklatsch

Ich zeige dir, wie du dir Pollen mit einem Mikroskop ansehen kannst. Du kannst dir auch eine eigene Pollensammlung zulegen. Das geht am Einfachsten mit einem Abklatsch. Um die Pollen untersuchen und unterscheiden zu können benötigst du ein Mikroskop.

Für den Abklatsch brauchst du:

Anleitung

  1. Such dir eine Blüte, deren Pollen du untersuchen möchtest
  2. Leg dir einen sauberen Objektträger bereit
  3. Nimm ein Stück Klebefilm wie auf dem Foto zwischen zwei Finger und berühre mit der klebenden Seite vorsichtig eine Blüte
  4. So kannst du den Klebefilm halten wenn du eine Pollenprobe nimmst, ohne die Klebefläche mit den Fingern zu berühren.
    So kannst du den Klebefilm halten, wenn du eine Pollenprobe nimmst, ohne die Klebefläche mit den Fingern zu berühren.
  5. Streiche mit dem freien Zeigefinger leicht über den Klebestreifen
  6. Achte darauf die Klebefläche nicht mit den Fingern zu berühren. Deine Finger hinterlassen sonst Fingerabdrücke auf dem Präparat. Die Pollen bleiben am Klebefilm hängen. Diese Art der Präparation ähnelt einer wissenschaftlichen Methode, die man „Abklatsch“ nennt.

  7. Den Klebefilm mit den Pollen klebst du nun vorsichtig in die Mitte des Objektträgers.
  8. Schneide die überstehenden Ränder weg. Lass dir dabei von einem Erwachsenen helfen.
  9. Beschrifte den Objektträger mit einem dünnen wasserfesten Folienstift: Name der Pflanze, Pollen, Art der Präparation (hier: Luft und Tesa) und Datum.
So sieht der fertig beschriftete Objektträger für die Pollensammlung aus.
So sieht der fertig beschriftete Objektträger für die Pollensammlung aus.

Damit hast du nun ein fertiges Präparat. Das Foto zeigt als Beispiel unser Präparat von Tulpen-Pollen.

Ein Lichtmikroskop mit dem man seine Pollen untersuchen kann.
Mit einem solchen Lichtmikroskop kannst du deine Pollen untersuchen.

Mit einem Mikroskop wie auf dem Bild kannst du nun die Pollen betrachten. Wenn du Pollen von verschiedenen Pflanzen vergleichst wirst du die Unterschiede leicht sehen können. Auf diese Weise kannst du dir schnell eine große Pollensammlung aufbauen. Hier siehst du Fotos von Pollen, von links nach recht: Gänseblümchen, Löwenzahn, Schneeglöckchen, Tulpe.

Gänseblümchen-Pollen unter dem Mikroskop.
Gänseblümchen-Pollen unter dem Mikroskop.
Löwenzahn-Pollen unter dem Mikroskop.
Löwenzahn-Pollen unter dem Mikroskop.
Schneeglöckchen-Pollen unter dem Mikroskop.
Schneeglöckchen-Pollen unter dem Mikroskop.
Tulpen-Pollen unter dem Mikroskop.
Tulpen-Pollen unter dem Mikroskop.

Nach trockenen, warmen Tagen sind Gegenstände im Freien oft mit einer gelben Pollenschicht überzogen. Dabei handelt es sich um Pollen von windbestäubenden Pflanzen. Du kannst davon einen Abklatsch machen. Dann kannst mit dem Mikroskop nachschauen, um welche Pollen es sich handelt.

Mit dieser Anleitung kannst du dir jetzt Pollen zu Hause unter einem Mikroskop ansehen. Es gibt aber auch Mikroskope, mit denen man noch viel kleinere Details von Objekten untersuchen kann. Man kann sogar Objekte sichtbar machen, die so klein sind, dass du sie mit deinem Mikroskop zu Hause nicht sehen kannst.

Mit einem solchen Mikroskop wurde dieses detailreiche Bild eines "Gänseblümchen-Pollenkorns 🡕" gemacht (das erste Bild oben). Du kannst dir die Galerie mit den faszinierenden Pollen-Bildern anschauen. Vergleiche sie mit deinen eigenen Präparaten.

Wie werden Insekten angelockt?

Für uns Menschen sind die auffälligsten Merkmale von Blüten Farbe und Duft. Blumen haben aber noch mehr Tricks, die wir nicht wahrnehmen können. Unterschiedliche Arten von Insekten werden auch von unterschiedlichen Blumen angelockt. Bienen und Fliegen haben einen kurzen Saugrüssel. Sie fliegen eher flache Büten an. Schmetterlinge haben einen langen Saugrüssel. Sie können auch den Nektar in trichterförmigen Blüten erreichen.

Insekten sehen die Welt anders als wir. Sie können auch UV-Licht wahrnehmen. Für sie haben die Blüten ganz andere Farben als für uns. Die Blüten zeigen im UV-Licht so genannte UV-Male. Das sind Muster (Farb-Male) auf den Blütenblättern, die wir Menschen nicht sehen. Den Insekten weisen sie aber den Weg in die Blüte. Auch die für uns sichtbaren Farben locken unterschiedliche Insekten an: Bienen mögen eher gelbe und blaue Blüten, Schmetterlinge rote und orange Blüten.

Als Beispiel siehst du hier eine Bärlauch-Blüte, eine Gänseblümchen-Blüte und eine Löwenzahn-Blüte im UV-Licht. Deutlich erkennbar sind drei grüne runde Fruchtknoten am Blütenboden der Bärlauch-Blüte. Die Staubbeutel fluoreszieren unter UV-Licht. Interessant sind die fluoreszierenden Punkte zwischen den Fruchtknoten. Dabei handelt es sich um Nektar.

Eine Bärlauch-Blüte unter UV-Licht. Erkennbar sind die Fruchtknoten und die fluoreszierenden Staubbeutel. Zwischen den Fruchtknoten fluoresziert Nektar.
Eine Bärlauch-Blüte unter UV-Licht. Erkennbar sind die Fruchtknoten und die fluoreszierenden Staubbeutel. Zwischen den Fruchtknoten fluoresziert Nektar.
Eine Gänseblümchen-Blüte unter UV-Licht.
Gänseblümchen-Blüte unter UV-Licht.
Eine Löwenzahn-Blüte unter UV-Licht.
Löwenzahn-Blüte unter UV-Licht

Bienen sehen die Blüten nicht so wie auf den Fotos. Für sie sind die UV-Male dunkel oder die Blüten haben eine ganz andere Farbe. Die gelbe Nachtkerze ist für Bienen zum Beispiel blau. Es gibt spezielle UV-Filter, die die Blüten so zeigen, wie Bienen sie sehen. Mit einer UV-Lampe gemachte Bilder wie oben lassen die UV-Male nur erahnen.

Und woher weiß die Biene jetzt, dass es sich lohnt die Blüte anzufliegen? Spannend ist die Blüte der Kastanie. Sie funktioniert wie eine Art Ampel. Ist die Blüte frisch und voller Nektar hat sie ein helles gelbes Farbmal. Das Farbmal verfärbt sich mit der Zeit über orange zu rot. Ist die Kastanienblüte rot, fliegt die Biene die Blüte nicht mehr an. Auf dem Bild kannst du alle Farb-Male der Kastanie sehen. Die roten Blüten sind bereits am Verblühen.

Kastanienblüten, die vollen Blüten rechts sind gelb, in der Mitte sind sie orange und links rot.
Kastanienblüten, die vollen Blüten rechts sind gelb, in der Mitte sind sie orange und links rot.

Pollen in der Wissenschaft

Die wissenschaftliche Fachrichtung, die sich mit Pollen und Sporen beschäftigt nennt man Palynologie. Sporen sind die Samenanlagen von Farnen, Moosen und Pilzen. Sie entwickeln sich ohne Bestäubung. Pollen und Sporen sind sehr langlebig. Sie sind für viele Forschungs-Bereiche spannend. Zum Beispiel in der Archäologie, der Kriminalistik oder auch der Paläontologie.

Pollen kommen in Sedimenten und Torfschichten vor. Diese Pollen kann man untersuchen (Pollenanalyse). Dadurch weiß man, welche Pflanzen zu welcher Zeit an diesem Fundort vorgekommen sind. Wie bei einem Eisbohrkern kann man daraus die Klimageschichte rekonstruieren. Man kann daran zum Besispiel ablesen, welche Pflanzen in der Steinzeit an einem bestimmten Ort gewachsen sind.

Selbst in Kohleschichten können Pollen und Sporen gefunden werden. Kohle stammt aus der Zeit des Karbon. Das Karbon ist Teil der Erdgeschichte, die älter ist als die Dinosaurier. Die Zeit des Karbon war von vor 358,9 Millionen Jahren bis vor 298,9 Millionen Jahren. Die Dinosaurier lebten in der Zeit von vor 235 Millionen Jahren bis 65 Millionen Jahren.

Fossile Pollen können von den ersten Blühpflanzen auf der Erde stammen. Fossile Sporen von den ersten Sporenpflanzen. Daher weiß man zum Beispiel auch, welche Pflanzen zur Zeit der Dinosaurier auf der Erde vorkamen.

Text, Fotos: Katrin Reinheimer, 11.4.2022