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Tigerschnegel - Nützlinge im Garten

Viele haben schon Tigerschnegel gesehen, ohne es bemerkt zu haben. Denn Schnegel werden wegen ihres Aussehens oft für Wegschnecken gehalten. Im Gegensatz zu diesen zählen die meisten Schnegelarten zu den Nützlingen. Wo es viele der seltenen Tigerschnegel gibt, gibt es auch weniger Wegschnecken.

Tigerschnegel mit geflecktem Mantelschild und gestreiftem Körper.
Tigerschnegel mit geflecktem Mantelschild und gestreiftem Körper.

Inhaltsverzeichnis:

Was sind Schnegel?

Schnegel gehören zu den Schnecken und somit zu den Weichtieren. Sie besitzen kein äußeres Gehäuse aus Kalk, daher zählen sie zu den Nacktschnecken. Genauer gehören sie zu den Landlungenschnecken. Das sind immer an Land lebende Lungenschnecken. Im Gegensatz zu Schnecken mit Kiemen, die immer im Wasser leben.

Es gibt zwei Familien von landlebenden Nacktschnecken: Die Wegschnecken und die Schnegel. Wenn wir negativ über "Nacktschnecken" reden, meinen wir vor allem die Spanische Wegschnecke, die große Schäden an Nutzpflanzen verursachen kann. Weniger bekannst sind die Schnegel, die oft mit den Wegschnecken verwechselt und wie diese als vermeintliche Schädlinge bekämpft werden.

Der Große Schnegel wird wegen seiner auffälligen Färbung auch Tigerschnegel genannt. Unter diesem Namen ist er bekannter, deswegen benutze ich hier auch die Bezeichnung Tigerschnegel.

Wie sehen Tigerschnegel aus?

Tigerschnegel sind bis zu 20cm lange Nacktschnecken. Ihr Körper besteht aus Kopf, Fuß, Mantelschild und Rücken.

Vorne am Kopf sitzen zwei Fühlerpaare. An den Spitzen der oberen, längeren Fühlern befinden sich die Augen. Mit ihren Augen können sie Hell und Dunkel unterscheiden. Neben den Augen sitzen an den oberen Fühlern noch Rezeptoren, mit denen sie Gerüche wahrnehmen können. Die unteren kleineren Fühler besitzen Rezeptoren für Geruch, Geschmack und dienen vor allem als Tastorgan. Bei Gefahr können die Fühler eingezogen werden.

Die Fühler eines Tigerschnegels. Die schwarzen Punkte sind die Augen.
Die Fühler eines Tigerschnegels. Die schwarzen Punkte sind die Augen.

Unten am Kopf befindet sich die Mundhöhle mit einer raspelartigen Reibezunge. Unter dem Kopf befinden sich auch Drüsen, die Schleim produzieren, der hauptsächlich der Fortbewegung dient.

Das Atemloch befindet sich auf der rechten Seite des Mantelschilds. Und zwar auf dem hinteren Teil. Dadurch kann man die Schnegel auch von Wegschnecken unterscheiden. Das Atemloch der Wegschnecken befindet sich auf dem vorderen Teils des Mantelschilds.

Das Atemloch des Tigerschnegels ist rot umrandet.
Das Atemloch des Tigerschnegels ist rot umrandet.
Bei der Wegschnecke befindet sich das Atemloch im vorderen Teil des Mantelschilds.
Bei der Wegschnecke befindet sich das Atemloch im vorderen Teil des Mantelschilds.

Wie alle Schnecken bewegen sich Tigerschnegel auf ihrem Fuß fort. Dazu bewegen sie den Fuß wellenförmig und gleiten auf einem Schleimteppich, der von Drüsen entlang des gesamten Fußes produziert wird.

Der glatte Bereich hinter dem Kopf wird als Mantelschild bezeichnet. Unter dem Mantelschild befinden sich die Organe. Bei Tigerschnegeln befindet sich dort noch ein kleines Kalkplättchen, ein rudimentäres Überbleibsel eines Schneckengehäuses. Dieses Kalkplättchen fehlt bei Wegschnecken.

Bei Gefahr können Schnegel ihre Fühler ein- und den Kopf unter den Mantelschild ziehen. Der ganze Schnegel zieht sich zusammen. Schnegel rollen sich bei Gefahr nicht zusammen, im Gegensatz zu Wegschnecken.

Tigerschnegel haben von der Schwanzspitze bis etwa in die Mitte des Rückens einen Rückenkiel. Den Kiel besitzen alle Schnegel, aber keine anderen Schneckenarten.

Hier siehst du den Kiel eines Tigerschnegels.
Hier siehst du den Kiel eines Tigerschnegels.

Der After befindet sich auf der rechten Körperseite unterhalb des Atemlochs.

Tigerschnegel sind sehr unterschiedlich gefärbt und gemustert. Hier siehst du eine kleine Auswahl:

Dunkler gefärbter Tigerschnegel mit ausgeprägten Streifen.
Dunkler gefärbter Tigerschnegel mit ausgeprägten Streifen.
Fast durchgängig gefleckter Tigerschnegel.
Fast durchgängig gefleckter Tigerschnegel.
Ein fast einfarbiger Tigerschnegel ohne deutliche schwarze Muster.
Ein fast einfarbiger Tigerschnegel ohne deutliche schwarze Muster.
Tigerschnegel mit größeren Flecken auf dem hinteren Teil des Mantelschilds.
Tigerschnegel mit größeren Flecken auf dem hinteren Teil des Mantelschilds.
Tigerschnegel mit hellem gepunktetem Mantelschild und abwechselnd gestreiftem und gepunktetem Körper.
Tigerschnegel mit hellem gepunktetem Mantelschild und abwechselnd gestreiftem und gepunktetem Körper.
Tigerschnegel mit dunkler gefärbter Körpermitte.
Tigerschnegel mit dunkler gefärbter Körpermitte.
Ein sehr dunkel gefärbter Tigerschnegel mit breiten Streifen.
Ein sehr dunkel gefärbter Tigerschnegel mit breiten Streifen.

Wie leben Tigerschnegel?

Tigerschnegel sind nachtaktive Tiere. Ich habe sie immer zufällig beobachtet, wenn sie auf dem Gehweg oder der Terrasse herumgekrochen sind.

Sie sind wie alle Nacktschnecken auf eine feuchte Umgebung angewiesen. Ursprünglich bevorzugen sie feuchte Wälder. Als Kulturfolger sind sie auch in menschlichen Siedlungen verbreitet.

Tagsüber verstecken sich Tigerschnegel an feuchten, kühlen und schattigen Orten um nicht auszutrocknen. Das sind zum Beispiel Verstecke unter Steinen, in Mauerritzen oder Spalten. Sie verstecken sich in Holzstapeln, Laub, Moos, Komposthaufen oder unter der Rinde von totem Holz. In menschlichen Siedlungen kommen sie auch in Schuppen oder Kellern vor. Tigerschnegel können auch in Gruppen vorkommen, sie fressen sich nicht gegenseitig oder ihre Jungtiere auf, anders als man das von vielen anderen Schneckenarten kennt.

Zu den Fressfeinden der Tigerschnegel zählen Igel, Vögel und Käfer.

Was fressen Tigerschnegel?

Tigerschnegel ernähren sich vor allem von totem organischen Material. Das bedeutet, sie fressen keine frischen Nutzpflanzen, sondern deren abgestorbenen Reste. Sie fressen auch Pilze, Moose und Algen. Obwohl sie in Gärten vorkommen, richten sie dort keinen Schaden an Gemüse oder Salat an. Jedenfalls solange sie ausreichend von ihrem bevorzugten Futter finden.

Als Nützlinge beseitigen sie nicht nur totes organisches Material, sondern fressen auch andere Schneckenarten und deren Gelege. So helfen sie vor allem gegen die Spanische Wegschnecke, die ein großer Schädling in Gärten und im Gartenbau ist.

Die Wirkung des Tigerschnegels als Nützling wird allerdings von Forschenden diskutiert. Fressen sie wirklich andere Schnecken? Und ist der Tigerschnegel nicht so selten, dass er nicht genug ausrichten kann? Meine eigene Erfahrung ist, dass es in einem Garten mit Tigerschnegeln kaum andere Schnecken gibt.

Wie paaren sich Tigerschnegel?

Die meisten Schnecken, auch die Tigerschnegel, sind Zwitter. Das bedeutet, dass sie gleichzeitig männliche und weibliche Geschlechtsorgane besitzen.

Die Paarung findet im Frühsommer statt.

Haben sich zwei Tigerschnegel zufällig gefunden, so kriechen sie erst eine Weile hintereinander her. Dazu folgen sie mit ihrem Geruchssinn der Schleimspur des anderen Tigerschnegels. Haben sie einen erhöhten Punkt erreicht, produzieren sie einen Schleimfaden, an dem sie sich dann bis zu 40cm weit hinunterlassen. Sie paaren sich eng umschlungen und frei in der Luft hängend. Beide Tigerschnegel strecken ihre Geschlechtsorgane heraus, die sich ebenfalls umschlingen. Die Geschlechtsorgane befinden sich unterhalb des Kopfes der Schnecke. Dann tauschen sie Samenpäckchen aus.

Nach der Paarung frisst ein Tigerschnegel den Schleimfaden auf, während er an ihm hochklettert. Der andere Tigerschnegel lässt sich zu Boden fallen.

Der Tigerschnegel legt bis zu 200 große, durchscheinende Eier. Erst eine Woche nach dem Schlüpfen bekommen die Jungen erste Streifen und Flecke.

Was machen Tigerschnegel im Winter?

Im Gegensatz zu vielen Wegschnecken überwintern Tigerschnegel als ausgewachsene Tiere. Sie können bis zu zweieinhalb Jahre alt werden.

Bei Temperaturen unterhalb von 5°C fallen Schnecken in Winterruhe. Tigerschnegel suchen dann geschütztere Orte auf, die sich tiefer im Boden oder unter Laubhaufen befinden können und wo die Temperaturen möglichst nicht unter den Gefrierpunkt fallen. Im Gegensatz zu Wegschnecken graben sie keine Löcher, sondern nutzen bereits vorhandene Gänge. Bei anhaltend starkem Frost unterhalb von -5°C sterben viele der Tiere.

Tigerschnegel produzieren als natürliches Frostschutzmittel Glycerin, um zu verhindern, dass sie einfrieren. Trotzdem sind sie auch im Winter auf eine feuchte Umgebung angewiesen, um sich vor Austrocknung zu schützen.

Winterruhe bedeutet, dass sich ihr Stoffwechsel sehr stark reduziert. Dadurch sparen sie Energie.

Das Versteck versuchen die Tigerschnegel so zu wählen, dass sie auch vor Fressfeinden geschützt sind.

Steigen die Temperaturen auf über 5°C sind sie sofort aktiv und gehen auf Futtersuche.

Wie haben sich Schnegel entwickelt?

Alle heute lebenden Schnecken haben einen gemeinsamen Vorfahren. Die ältesten Fossilien von Schnecken sind etwa 530 Millionen Jahre alt. Sie stammen aus dem Erdzeitalter, das Kambrium genannt wird.

Die ersten Schnecken hatten Häuschen und lebten im Meer. Mit der Zeit entwickelten sich die Lungenschnecken, die sich auch auf Land ausbreiteten. Aus den Häuschenschnecken entwickelten sich mehrfach parallel zueinander die Nacktschnecken. Schnegel zum Beispiel haben noch ein kleines Kalkplättchen, als Überrest des Gehäuses unter ihrem Mantelschild. Bei Wegschnecken sind nur noch kleine Kalkkrümel vorhanden. Andere Nacktschneckenarten haben gar keine Reste mehr des Gehäuses in ihrem Körper.

Die ältesten fossilen Belege der Schnegel gibt es aus der Rhön (Deutschland), aus dem Zeitalter des Oligozän vor 33 bis 23 Millionen Jahren.

Mehr über Schnegel

Wenn du mehr über Tigerschnegel und andere Schnegelarten wissen möchtest, empfehle ich dir die Seite www.schnegel.at.

Text, Fotos: Katrin Reinheimer, 25.11.2024